Jemand wurde mal, als ich noch mein Abitur machte, in Bezug darauf von einem Freund gefragt: „Na ja. Muss das denn sein?“ Derjenige antwortete: „Gegenfrage: Hätte dein neuer Sportwagen sein müssen?“ Da war dann Ruhe.

Der Vergleich ist schon gut. Wenn ich Abitur und Studium durchziehen will, ist das meine freie Wahl. Würde mir das jemand aufgrund meiner Behinderung und dem damit verbundenen Aufwand verbieten, wäre das diskriminierend und übergriffig. Ich bin wie du. Ich kann wählen, was ich will, wann ich will und ich kann mich auch umentscheiden. Das ist allein meine Sache. Da hat niemand mitzureden.

Doch Abitur und Studium sind andererseits nicht ganz wie ein simples Auto (alle Autos ohne speziellen Umbau für Rollis oder so sind in meinen Augen simpel). Das ist nichts, wo ich wie ein kleines Schulkind schmolle, trotzig aufstampfe, es aber irgendwann vergesse. Das ist wichtiger.

Ok, eine gehörige Portion Trotz ist auch dabei, weil ich konsequent immer das tue, sage, denke, was andere nicht von mir erwarten. Wenn mir was nicht zugetraut wird, tu ich es erst recht. Aber es ist auch wichtig für mich. Schließlich will ich mein Können zeigen und dafür ernstgenommen werden. Mein Leben ist nicht zum Versauern da, sondern um etwas Sinnvolleres zu tun als Basteln oder Spielen oder Abtauchen in tausend Bücherwelten – was ich natürlich auch liebe und brauche. Noch mehr brauche ich jedoch ständigen Input. Ich will lebenslang immer wieder Neues lernen und meinen Horizont erweitern.

Und ja, ich tu das auch, um Weltbilder auf den Kopf zu stellen und festgefügte Ordnungen durcheinanderzuwirbeln. Vielleicht begreifen andere Menschen dann, was mit Willen und der richtigen Unterstützung tatsächlich möglich ist. Viel zu viele schwimmen stattdessen regelrecht im Selbstmitleid bzw. in einer Endzeitstimmung nach dem Motto: „Alles ist Scheiße." Bei sowas könnte ich kotzen. Stattdessen bin ich lieber das Gegenbeispiel. Irgendwer muss es ja mal probieren.

So oder ähnlich könnte ich oft argumentieren. Ob das nun meine digitale Teilnahme am Landesjugendkonvent oder ein Aus-der-Reihe-Tanzen irgendwoanders ist - ich brauche neue Wege, die andere noch nicht gewöhnt sind, und habe ein Recht darauf. Also: Ja, das muss sein.