Retten Sie das selbstständige Leben tausender behinderter Menschen!

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

leider liegt im Bundestag gerade der Entwurf des Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetzes vor.

 

Was mich das angeht? Ich bin betroffen von einem schweren, fortschreitenden Muskelschwund, welcher sich u.a. auf die Atmung auswirkt. Dadurch bin ich rund um die Uhr auf Beatmung angewiesen und werde seit Jahren zuhause von einem guten Pflegedienst und meinen Eltern gepflegt. Ich fühle mich wahrlich organisiert, aber IPReG macht mir Angst. Ich bin 20 Jahre alt und studiere. Das wäre in einem Heim unmöglich. Ich habe das Recht, selbst zu bestimmen, wo ich leben möchte. Ich kann zudem selbst am besten beurteilen, wo meine Pflege am ehesten gesichert ist. Häusliche Beatmungspflege bedeutet für mich Freiheit, Unabhängigkeit und Individualität. Das werden Sie mir nicht nehmen, denn das wäre eine Verletzung der Grund- und Menschenrechte. Ich bin ein vollwertiger Mensch und habe auch Rechte:

 

  • Gleichheit vor dem Gesetz (GG Artikel 3): Nicht-behinderte Menschen dürfen ihren Wohnort und ihr Leben selbst bestimmen. Warum sollten das Behinderte nicht dürfen?
  • Schutz der Menschenwürde (GG Artikel 1): Ein Leben in einem Heim ist aus meiner Sicht menschenunwürdig.
  • Freie Entfaltung der Persönlichkeit, Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit, Freiheit der Person (GG Artikel 2): Im Zeitplan eines Heims kann man sich nicht frei entfalten, sich nicht frei bewegen und eine überlastete müde Pflegefachkraft kann meine körperliche Unversehrtheit und mein Überleben nicht garantieren.
  • Unverletzlichkeit der Wohnung (GG Artikel 13): Dass ich den Medizinischen Dienst zur Begutachtung in meine Wohnung lassen soll, um nicht gleich eine Ablehnung zu bekommen, ist eine Verletzung dieser Unverletzlichkeit der Wohnung.

 

Außerdem ist das Wichtigste für kranke oder behinderte Menschen doch immer Beständigkeit und ein angenehmes Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen. Wo bekommt man das mehr als in der eigenen Häuslichkeit?

 

Ich werde mein Leben garantiert nicht in einem überfüllten, unterbesetzten Beatmungsheim fristen. Das ist die heutige Situation in den Heimen und dafür braucht man keine Beweise. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn Sie Pflegefachkräfte von der ambulanten Intensivpflege in die Heime zwingen, denn diese Menschen haben sich nicht grundlos für dieses Arbeitsumfeld entschieden und würden größtenteils lieber umschulen als jemals wieder im Heim zu arbeiten. Das ist ihr gutes Recht.

 

Im IPReG geht es ursprünglich um Patienten, die sich nicht mehr äußern können. Selbstverständlich ist es notwendig, dass man Patienten in diesem Fall vor Fehlern, Missbrauch der Gelder und Betrug schützt. Dies funktioniert aber nicht, wenn man alle über einen Kamm schert. Dadurch entsteht lediglich eine Art "Heimzwang" für Beatmungspatienten. Kommt ihnen eine derartige Praxis bekannt vor? Das ist nicht der richtige Weg - weder für die Inklusion noch für die Lebensqualität der Betroffenen.

 

Ich bitte Sie inständig: Stimmen Sie diesem Gesetzesentwurf nicht zu. Alles andere wäre unmenschlich.

 

Hochachtungsvoll

Rosalie Renner

 

 

 

Wenn ihr unseren Bundestagsabgeordneten auch eine ähnliche sachliche Mail bezüglich IPReG schreiben wollt, sind hier einige Mailadressen: https://www.als-mobil.de/wp-content/uploads/Gesundheitsausschuss-Bundestag-Tabellenblatt1-pdf.pdf

Und unterschreibt und verbreitet bitte weiterhin diese Petition: https://www.change.org/p/lasst-pflegebed%C3%BCrftigen-ihr-zuhause-stoppt-das-intensivpflege-und-rehabilitationsst%C3%A4rkungsgesetz-ipreg-noipreg-jensspahn-bmg-bund