Mit viel Geduld und Spucke

 

Wenn man gepflegt wird, braucht man ganz viel Geduld und Spucke. Das ist nicht nur bei mir so.

 

Jeder macht irgendwas ein wenig anders. Das können schon Kleinigkeiten sein: mehr oder weniger Druck beim Zähneputzen, eine andere Reihenfolge beim Waschen, eine andere Technik beim Anziehen oder Rüberlegen, zur Sicherheit alles drei Mal kontrollieren usw.

 

Manchmal macht das nichts. Schließlich sollte man auch offen für Neues sein und teilweise ist mir das sogar egal. Hauptsache ist ja, dass es gemacht wird. Es gibt aber auch Dinge, die mich nerven oder regelrecht auf die Palme bringen. Und dann gibt es noch die Kleinigkeiten, die nicht gut für mich sind oder mir – vielleicht auch erst später – Schmerzen bereiten. Das Schlimme ist: 99 % kriegen es nie genauso hin, wie ich mir das vorstelle. Ich schimpfe zwar selten und bleibe äußerlich immer gelassen, aber innerlich denke ich schon öfters, besonders bei noch relativ neuen Pflegekräften: „Verdammt, mach’s doch einfach, wie ich’s sage!“

 

Aber Toben bringt ja nichts. Also sage ich es auch zum dritten oder zehnten Mal. Außerdem muss ich mir immer wieder vor Augen halten, dass alle ihr Bestes geben. Es will mich ja keiner ärgern. Manch einer kann es wirklich nicht besser. Da spielen auch Statur, Kraft und Geschicklichkeit eine Rolle. Jemand mit dicken Fingern kriegt zum Beispiel meine langen störrischen Haare nicht wieder ordentlich hin oder kann mir nicht so gut helfen, wenn hinten an meinem Gaumen Schleim hängt. Da muss ich halt einen Kompromiss finden oder auf den nächsten warten. Der Vorteil bei der ganzen Sache ist nämlich: Wenn jeder die Dinge etwas anders macht, hat auch jeder unterschiedliche Stärken. Das kann ich doch ein Stück weit nutzen, indem ich zum Beispiel vorrangig denjenigen meine Fingernägel schneiden lasse, der es am besten kann.

 

Und bei den Dingen, wo Kompromisse und Warten nicht möglich sind, helfen nun mal nur viel Geduld und Spucke.