Keine Panik in Zeiten von Corona

 

Ich bin Rosalie Renner, 19-jährige Optimistin, wissbegierige Leseratte, ehrenamtliche Helferin im Landesjugendpfarramt und meiner Kirchgemeinde, Studentin, Tochter, Enkelin, große Schwester, Freundin und noch viel mehr. Alles ganz normal… Und ich gehöre gleichzeitig aufgrund meines Muskelschwunds und der dadurch notwendigen, künstlichen Beatmung zur Risikogruppe. Bei einer Infektion mit Corona hätte ich arg zu kämpfen. Doch warum sollte ich mich ausschließlich auf diese Gefahr konzentrieren, wenn mein Leben noch aus viel mehr Puzzleteilen besteht?

 

Die Gefahr einer Infektion der Atemwege ist schon immer Teil meines Lebens. Es gibt so einige Bakterien und Viren, die mir gefährlich werden können. Zu RS-Viren, Influenzaviren, Rhinoviren und Adenoviren u.a. kommt jetzt eben noch COVID-19 hinzu. Klar schütze ich mich gegen solche Viren, aber das habe ich vorher auch schon getan: In der Grippesaison gehe ich automatisch nicht so oft aus dem Haus – schon allein, weil ich eine Frostbeule bin. Desinfektionsmittel habe ich immer für alle Pfleger und Therapeuten da. Wenn jemand krank ist, kommt er mir entweder gar nicht erst ins Haus oder kriegt bei nur geringen Beschwerden einen Mundschutz verpasst, hält so gut wie möglich Abstand und danach wird der Raum mit Weihrauch o.ä. ausgeräuchert bzw. desinfiziert. Und Hände waschen sollte nun wirklich nicht erst in Zeiten von Corona selbstverständlich sein.

 

Geändert hat sich daran nichts. Wir brauchen nur öfter mal Desinfektionsmittel und Mundschutz und natürlich kommt kein unnötiger Besuch, aber das ist für mich kein Weltuntergang. Die Corona-Krise macht mir keine Angst und genau das will ich an andere Menschen weitergeben: Leute, bitte bleibt nach Möglichkeit zuhause, aber hört mit dieser Panikmache auf. Ihr braucht zum Beispiel nicht flaschenweise Desinfektionsmittel. Das brauchen Krankenhäuser und Intensivpflegepatienten dringender. Und offene Hände durch zu viel Desinfektionsmittel oder ein Immunsystem, was vor lauter Sterilität gar nichts mehr zu tun hat, ist schlicht eine ungesunde Überreaktion. Panik hat noch nie was gebracht, denn Panik schaltet logisches Denken aus. Zudem sorgt Gott doch selbst für die Vögel in den Bäumen. Warum also sollte er nicht auch auf uns aufpassen?

 

Außerdem denke ich, dass die Corona-Krise auch ihre guten Seiten hat:

Menschen halten viel mehr zusammen und helfen sich gegenseitig, kaufen füreinander ein, rufen sich gegenseitig an usw. Plötzlich meldet man sich bei Freunden, mit denen man schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Man achtet die alltägliche Arbeit von Menschen, die bisher oft für selbstverständlich gehalten wurde.

Auf einmal gibt es alle möglichen Online-Angebote – von Gottesdiensten über Konzerte bis hin zu Lesungen. Das ist genau das, was Menschen wie ich, die oft nicht überallhin können, sich immer gewünscht haben. Es geht doch! So können viel mehr Menschen von den Veranstaltungen profitieren, für die der Besuch dieser ansonsten schwierig bis unmöglich gewesen wäre. Auch Besprechungen werden jetzt aus der Not heraus oft über Videochats gemacht. All das ist ein Stück weit Inklusion.

Ich finde, das sind wunderbare, wichtige Fortschritte unserer Gesellschaft. Und ich wünsche mir, dass wir daraus lernen und nach der Corona-Krise nicht wieder komplett in den alten Trott verfallen.