Gemeinsamkeiten

 

Heute will ich mal ein bisschen über Gemeinsamkeiten schreiben. Warum? Weil sie Menschen verbinden.

 

Oft sagt oder denkt man ja, dass keiner einen versteht und noch nie jemand in derselben Situation war. Das ist normal. Gerade in schwierigen Lagen fühlen wir uns einsam und unverstanden. Aber dann muss man sich daran erinnern, dass man eben nicht allein ist. Es gibt nämlich immer jemanden, der Gleiches oder Ähnliches durchmacht oder durchgemacht hat. Man muss denjenigen nur erst einmal finden. Und dann erkennt man plötzlich ganz viele Gemeinsamkeiten untereinander, kann sich gegenseitig unterstützen, Tipps geben und voneinander lernen.

 

Zu diesem Thema habe ich ein Gedicht geschrieben, was all das, denke ich, ganz gut zusammenfasst:

 

Nicht allein

 

Jeder Mensch hat ein anderes Leben,

andere Umstände, andere Beben,

die seine Welt erzittern lassen.

Diese Problemvielfalt

ist oft kaum zu fassen

und uns fehlt dann der Halt,

denn offenbar stehen wir allein da.

Aber lenk doch den Blick mal von „einsam“

auf die durchaus reelle Möglichkeit „gemeinsam“,

denn eigentlich sind wir uns unglaublich nah.

Irgendjemand kann dich nämlich immer verstehen,

musste vielleicht schon denselben Weg gehen.

Egal welche Sorgen dich also gerade plagen,

ob speziell oder alltäglich, groß oder klein,

du kannst dir immer wieder sagen:

Ich bin nicht allein.

 

Aus diesem Grund interessiere ich mich auch sehr für andere Behinderte und ihre Probleme. Gerade in Bereichen wie Schule, Studium und Inklusion, die für mich mal mehr, mal weniger aktuell sind, kann man oft voneinander lernen, sich etwas abschauen oder einfach Gemeinsamkeiten entdecken. Vielleicht hat man ja trotz seiner verschiedenen Krankheiten sogar ähnliche Symptome.

 

Und wenn wir schon mal bei Gemeinsamkeiten sind: Natürlich suche ich immer wieder auch andere Menschen, die ebenfalls SMA haben. Es ist einfach nochmal was komplett Anderes, wenn jemand aus eigener Erfahrung weiß, wie es ist, mit dieser Krankheit zu leben. Da kann man sich viel mehr in den Anderen hineinversetzen, kann sich über Krankheitsverlauf, Beatmung, Magensonden, Skoliose, Hilfsmittel, Therapien usw. austauschen. Plötzlich ist man mit all seinen Problemen nicht mehr völlig allein und das tut einfach gut.

 

Bei SMA Typ 1 ist es wegen der extrem verkürzten Lebenszeit leider sehr schwer, jemanden in meinem Alter zu finden, weshalb mir Menschen mit Typ 2 inzwischen teilweise sowohl vom Krankheitsbild als auch vom Alter her näher sind. Natürlich fühlt sich das manchmal komisch an und als meine Briefreundin mit Typ 1 und dem exakt gleichen Krankheitsbild mit fast 22 Jahren gestorben ist, war ich sehr traurig und irgendwo auch geschockt, weil mir das einmal mehr gezeigt hat, dass ich eine Ausnahme bin. (Ihr könnt mich gern eines Besseren belehren, falls ihr jemanden Älteren mit Typ 1 kennt oder sogar selbst Typ 1 habt. Ich würde mich sehr freuen.)

 

Trotzdem lasse ich mich nicht unterkriegen, denn wie schon gesagt, gibt es unglaublich viele Menschen mit SMA, einer anderen Behinderung oder meine besten Freunde, die zwar keine Behinderung haben, aber mit mir die ganz normalen Gefühle eines jungen Erwachsenen teilen. Ich bin also trotz allem niemals allein.

 

Und genau das möchte ich euch auch sagen: Egal in welcher Situation ihr gerade seid, ihr seid nie allein. Vergesst das bitte nicht!