Im Gegensatz zu anderen habe ich mich nicht unbedingt nach dem Ende der Schulzeit gesehnt. Ganz im Gegenteil: Ich lernte meistens sehr gerne und mochte den Trubel, wenn sich die Lehrer und Therapeuten teilweise die Klinke in die Hand gaben. Ja, natürlich habe ich mich über manche Lehrer aufgeregt und bei manchen Hausaufgaben habe ich geschimpft wie ein Rohrspatz, sobald keiner mehr da war. Trotzdem war das mein Alltag, den ich kannte und liebgewonnen hatte. Dazu gehörten selbst die kleinen nervigen Macken meiner Lehrer wie zum Beispiel das ständige Vergessen von Sticks, Wasserflaschen und sonstigem Kleinkram (Manchmal war das hier wie in einem Fundbüro.).  ;-)

Jedenfalls hatte ich zu meiner Zeugnisübergabe und auch schon die Jahre zuvor diesbezüglich ziemlich gemischte Gefühle. Schließlich werde ich diese Zeit und meine Lehrer, die inzwischen auch Mentoren und Freunde sind, echt vermissen…

Und doch war es schlussendlich ein sehr schönes Gefühl, als bei der Zeugnisübergabe plötzlich alle Menschen im Saal standen und applaudierten und meine Lehrer mit mir um die Wette strahlten. In diesem Moment begriff ich, dass der jahrelange Kampf endlich vorbei war und ich tatsächlich als Siegerin daraus hervorging. Mir wurden zwar einige Steine in den Weg gelegt und soweit ich weiß, gibt es auch keinen vergleichbaren Abiturienten in Deutschland, aber ich habe es trotzdem geschafft und das macht mich sehr stolz. Nicht nur auf mich, sondern auch auf meine Eltern, meine Lehrer, unseren Direktor und alle anderen, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Nur durch ihren Einsatz habe ich mein Abitur mit 1,5 abgeschlossen, obwohl das in unserer Gesellschaft leider immer noch ziemlich unmöglich erscheint.

Mein altes Leben ist also nun zu Ende und doch habe ich gleichzeitig viel gewonnen. Endlich kann ich mir neue Ziele stecken und mir meine hauptsächliche Beschäftigung selbst aussuchen, statt immer wieder Dinge zu lernen, die ich nie wieder brauchen werde. Es ist also zugleich ein Anfang einer neuen Lebensphase, der mich einigen Träumen näher bringt.

Und passend zu diesem Neuanfang habe ich an diesem Tag auch gleich mal eine neue Maske ausprobiert. Cool, oder?